Sie kommen aus fernen Ländern und leben teilweise seit Jahren bei uns. Viele exotische Tiere sind bei uns domestiziert (= innerartlicher Veränderungsprozess von Wildtieren oder -pflanzen, bei dem diese durch den Menschen hinweg von der Wildform genetisch isoliert werden um ein Zusammenleben mit dem Menschen oder eine Nutzung durch diesen zu ermöglichen) und leben schon seit Jahrhunderten bei uns. Andere erobern gerade unsere Heimat. Einige exotische Tiere werden als Haustier gehalten, manche erobern ausgesetzt unsere Fauna. Durch die Erderwärmung wird es immer mehr Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Stürme geben, damit ändert sich auch der Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Pflanzen und Tiere aus wärmeren und trockeneren Klimazonen werden bei uns heimisch.
Heimische Fauna - Exotische Neubürger
Tierarten wie z.B. der Schneehase, die es lieber kalt mögen, sind dadurch in unserer Region bedroht. Andere Tierarten fühlen sich bei uns zunehmend
wohl und vermehren sich stark, ganz zum Nachteil von heimischen Arten, die durch diese verdrängt werden.
Die eigentliche Heimat der Kaninchen sind die Iberische Halbinsel und Nordafrika. Dort lebten sie schon 1100 v. Chr.. Die Kleinstform des Kaninchens, das Zwergkaninchen, gibt es erst
seit 100 Jahren. Kaninchen sind also eingebürgerte Exoten!
Die Heimat des "Syrischen Goldhamsters" ist die fruchtbare Hochebene von Aleppo in Nord Syrien. Auch er gehört also zu den Exoten!
Der Wellensittich zählt zur Fauna Australiens und ist in seiner natürlichen Verbreitung auf den australischen Kontinent beschränkt. Für den wilden Wellensittich besteht schon seit
Jahren ein striktes Ausfuhrverbot aus Australien. Der Wellensittich zählt zu den domestizierten Tieren.
Der Kanarienvogel stammt von den Kanarischen Inseln, Madeira und den Azoren. Im Laufe von mehr als 500 Jahren hat der Mensch diesen Singvogel zu seinem Haustier domestiziert.
Vor etwa eintausend Jahren ist durch züchterische Selektion im östlichen China der Goldfisch als das älteste bekannte Haustier, welches ohne direkten wirtschaftlichen Nutzen
gezüchtet wurde, als Haustier "entstanden".
Immer wieder sind auch Rotwangenschmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) in heimischen Gewässern zu finden, die sich auf Holzpflöcken etc. sonnen. Noch vor einigen Jahren
wurden diese aus Nordamerika und Mexiko stammenden Tiere mit dem markant roten Schädelfleck und den gelblichen Steifen regelmäßig als Haustier verkauft.
Halsbandsittiche sind eine ursprünglich in Indien und Afrika südlich der Sahara beheimatete Papageienart. Mittlerweile ist der Halsbandsittich auch in Städten wie Innsbruck, Wien und
Hamburg etc. vom Zier- zum Standvogel aufgestiegen. Ihren Besitzern entflohene Halsbandsittiche haben sich in Gruppen zusammengeschlossen und vermehrt. Die Tierliebe mancher Städter dürfte diesen
Vögeln durch das Zufüttern im Winter das Überleben ermöglicht haben.
Sehr großen Appetit hat auch der Amerikanische bis zu 600 g schwere Ochsenfrosch (Rana catesbeiana), der mit einer Rumpflänge von 20 cm in Mitteleuropa für Aufsehen sorgt. Dieser
wurde zur Gewinnung von Froschschenkeln nach Europa gebracht. Anfangs nur in Frankreich und Italien gesichtet, hat er sich in den letzten Jahren unüberhörbar am Rhein angesiedelt. Mit ihrem Gequake
stören sie nicht nur die Bürger sondern richten auch beträchtlichen ökologischen Schaden an. Mit seinem riesigen Appetit dezimiert der gefürchtete Fremdling seither eifrig die heimische Tierwelt.
Dass er demnächst auch nach Österreich "übersiedelt", halten Experten für durchaus möglich.
Untersuchungen haben ergeben, dass in von Ochsenfröschen besiedelten Laichgewässern keine heimischen Kaulquappen mehr vorkommen. In Süddeutschland hat man damit begonnen, den Laich des Frosches
abzufischen sowie die erwachsenen Tiere einzufangen.
In den ländlichen Gegenden rund um Hamburg werden auch immer öfter Mufflons (Wildschafe) beobachtet. Ursprünglich waren diese Tiere im Kaukasus verbreitet. Über den Balkan nach
Zypern, Korsika und Sardinien gelangten sie in die ländlichen Gegenden rund um Hamburg. Sie bereiteten den Förstern Kopfzerbrechen, da sie sich überwiegend von den Knospen junger Bäume ernähren und
die Aufforstung von Wäldern behindern.
Die Chinesische Wollhandkrabbe gelangte im 20. Jahrhundert im Ballastwasser von Transportschiffen nach Amerika und Europa und breitet sich seither landeinwärts in den Flusssystemen
aus, wobei sie pro Tag bis zu 16 km zurücklegen kann. Ihre Ernährungsweise macht sie zu Nahrungskonkurrenten für viele andere Organismen, die im Wasser leben. Zusätzlich zerstört sie durch das Graben
von Gängen Dämme und Uferbefestigungen. Sie ist inzwischen im Bodensee sowie in allen in die Nord- und Ostsee mündenden Flüsse heimisch geworden. Auch unter den Anglern sind Wollhandkrabben
unbeliebt, da sie den Anglern innerhalb von kurzer Zeit den Köder vom Haken nagen, ohne dass der Angler dies bemerkt. Sie wird inzwischen nach China exportiert, weil ihre Bestände in ihrer
ursprünglichen Heimat durch Überfischung teilweise stark zurückgegangen sind.
Der Nandu (Rhea americana ) ist ein flugunfähiger Laufvogel aus Südamerika. Der mit einer Scheitelhöhe bis zu 1.40 Meter große 20 bis 25 kg schwere Vogel frisst bis zu 2 - 3 kg
Futter täglich und erreicht bei der Flucht eine Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h. In Deutschland ist er als Neozon (= Tierart, die absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen in andere
Gebiete verbracht worden sind und sich dort fest etabliert haben.) beheimatet.
Darüber hinaus gibt es Arten, die einmal bei uns heimisch waren, verschwunden und wiedergekehrt sind. Einer der erfolgreichsten Heimkehrer ist bislang der Biber, der komplett ausgerottet war und der
sich nach seiner Wiederansiedlung bereits wieder fest etablieren konnte. Ähnlich erfolgreich ist das Wildschwein. Dieses war in Deutschland in vielen Teilen ausgestorben, und hat sich seine
Lebensräume ganz ohne gewollte Hilfe des Menschen zurückerobert.
Auflistung einiger Neozoen in unseren Regionen:
Säugetiere: Streifenhörnchen (Nordamerika, Asien), Nutria (Südamerika), Bisam (Nordamerika), Marderhund (östl. Sibirien, China, Japan), Waschbär (Nordamerika), Damhirsch
(Mesopotamien), Sikahirsch (Ostchina, Sibirien, Korea, Japan, Taiwan), Wanderratte (Zentralasien, Nordchina)
Vögel: Chileflamingo (Südamerika), Schwanengans (Sibirien, China, Mongolei), Streifengans (Indien, Himalaya, bis Mongolei und südliches Russland), Kanadagans (Nordamerika),
Mandarinente (Nordostchina, Amurregion, Japan), Königsfasan (China), Großer Alexandersittich (Nahost bis Südost-Asien)
Fische: Guppy (Südamerika, Amazonasbecken), Blaubandbärbling (Ostasien), Regenbogenforelle (nordwestliches Nordamerika), Bachsaibling (Asien und Nordamerika), Gemeiner
Sonnenbarsch (Nordamerika), Grüner Sonnenbarsch (Nordamerika), Silberkarpfen (Zentralchina, Amurregion), Graskarpfen (China)
Spinnentiere: Varroamilbe, Varroa destructor (mit asiatischen Bienen aus Ostasien eingeschleppt)
Krebstiere: Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Lousianna, USA), Signalkrebs (östliche USA), Süßwasser-Röhrenkrebs (Pontokaspis), Blaukrabbe (atlantikküste Nord- und
Südamerikas)
Weichtiere: Wandermuschel (Schwarzes Meer, Donaudelta), Spanische Wegschnecke (Iberische Halbinsel), Pantoffelschnecke (Golf von Mexiko, Atlantik- und Pazifikküste Nordamerikas),
Amerikanisches Posthörnchen (Nordamerika)
Insekten: Amerikanische Großschabe (vermutlich Südasien), Asiatischer Marienkäfer (China, Japan), Rosskastanienminiermotten (erstmals in Mazedonien entdeckt), Kartoffelkäfer
(Colorado, USA), Asiatischer Laubholzbockkäfer (Ostasien), Zitrusbockkäfer (Südostasien), Reblaus (Nordamerika)
PAP 2/2013