Eselkind „Moritz“ im Linzer Zoo

Hallo – mein Name ist „Moritz“ und ich wohne im Linzer Zoo!

In einem Zoo zu wohnen ist ganz schön spannend: Jeden Tag lernt man neue Leute kennen, hat viele exotische Nachbarn, einen eigenen Zimmerservice und vieles mehr! Meine Mama „Jutta“ hat es nicht immer leicht mit mir, schließlich bin ich ein kleiner Eselhengst und ein großer Frechdachs.

Schon vor meiner Geburt war es für meine Mama nicht einfach, denn ich bin ein ganz schönes „Bröckerl“. Den ganzen heißen Sommer hatte meine Mama einen riesigen Kugelbauch und die Besucher warteten jeden Tag aufs Neue vergeblich auf meine Geburt. Erst in der Nacht zum 1. September habe ich dann beschlossen, mich endlich zu zeigen. Nach einer problemlosen Geburt stand ich erstmals in der Öffentlichkeit. Zugegeben, die großen Ohren und die langen Beine waren am Anfang etwas im Weg, aber mittlerweile bin ich zu einem stattlichen Eselchen heran gewachsen und habe alles unter Kontrolle. Neben dem Zooteam freute sich natürlich auch meine kleine Patin Katharina auf mich – zweieinhalb Monate lang besuchte sie meine Mama samt Babybauch, meine Tante „Jenny“ und den Papa „Jolly“, bis sie endlich Patin werden konnte.

Mein Papa ist ein richtiger Eselhengst und zudem etwas stürmisch, deswegen ist er von meiner Mama, meiner Tante und mir getrennt. Ich kann an den Zaun zu meinem Papa gehen wann immer ich will ohne Angst vor Ihm haben zu müssen. Wer schon einmal seine kräftige Stimme gehört hat, kann sich vorstellen, dass er mein großes Vorbild ist!

Bis ich ein eben so lautes „IIIII---AAAAAA“ schreien kann, wird es noch ein wenig dauern, aber ich übe fleißig. Meine ersten „I-A“ Versuche brachten allerdings alle zum Lachen: Mitarbeiter des Zoos gehen regelmäßig mit uns auf dem Zoogelände spazieren. Dazu bekommen meine Mama und meine Tante etwas über den Kopf gestreift, das man „Halfter“ nennt. Daran kommt ein Seil und schon geht’s ab durch den Zoo. Mama und Tante Jenny kennen das schon und spazierten gemütlich durch die Türe unserer Anlage. Nur ich war noch nie außerhalb meines Territoriums unterwegs. Und dann sollte ich auch noch durch das schmale Tor gehen. Nein, das war nichts für mich. Doch so ganz alleine in der großen Anlage fühlte ich mich auch nicht ganz wohl und war hin und her gerissen: Mit der Verwandtschaft in die große unbekannte Welt gehen oder doch alleine Zuhause bleiben? Immer weiter und weiter bummelten die beiden Esel-Damen von mir weg. Mama sah sich nicht mal nach mir um. Frechheit! Vor lauter Ärger öffnete ich mein Maul für ein lautes „IIII------AAAAA“, doch da kam nur ein leises „III—HHH“. Kein „AAAA“. Immer wieder probierte ich es aber es blieb beim „III—HHH“. Peinlich. Aber ich werde üben – versprochen! Mit etwas Hilfe bin ich dann doch durch die Türe gegangen – naja, eigentlich wurde ich geschoben – und da stand ich nun, in der großen weiten Welt! Aber es war gar nicht so schlimm wie erwartet! Auf meinen Spaziergängen besuche ich viele Tiere wie Hirsche, Rote Pandas, Zebras, riesige Schildkröten, Ziegen und die Vogelstrauße. Auch die große grüne Wiese darf natürlich nicht fehlen.

In der Vorweihnachtszeit kam schon die nächste große Aufgabe auf mich zu: Ich wurde Fotomodell! Was gibt es schließlich passenderes als einen kleinen Esel im Stroh auf der Weihnachtskarte? Gesagt getan – da lag ich nun im Stroh und bemühte mich, möglichst „lieb“ zu schauen. Gar nicht so einfach! Den Kopf zur Kamera, die Ohren möglichst gerade, die Augen nicht schließen… Hat aber funktioniert! Schon waren sie fertig, die „Moritz“ - Weihnachtskarten vom Linzer Zoo! Als Belohnung gab es dann extra Streicheleinheiten und ein kleines Stück Karotte.

Übrigens ist der Zimmerservice im Zoo wirklich toll! Egal wie viel Dreck man im Stall und auf dem Gelände macht – jeden Tag kommt jemand, der alles säubert und neues Futter bringt. Heu, Stroh, Karotten, Äpfel und Pellets, ganz zu schweigen von den Besuchern und dem Besucherfutter! Einfach lecker!

Ein ganz besonderes Futter gibt es auch nach der Weihnachtszeit, denn da bekommen wir ganze Bäume zu fressen! Die Menschen nennen sie „Weihnachtsbäume“, aber mir ist nur wichtig, dass sie gut schmecken. Auch wenn die Nadeln manchmal ein bißchen pieksen, knabbert die ganze Esel-Familie sehr gerne am Grün. Und erst die saftige Rinde! Ein Festmahl für jeden Esel.

Immer wieder gibt es auch ganz besonderes Essen, mit dem man sogar spielen darf. Richtig gehört: ich darf mit Essen spielen! Immer wenn ein Kind im Zoo einen „Bastelgeburtstag“ feiert, machen die Kinder viele Leckereien für die Zootiere. Wir Esel bekommen dann meistens einen Ball fürs „Nasenball-Spiel“ oder einen großen Ast mit vielen saftigen Blättern, Karotten und Äpfeln. Nasenball ist ein großartiges Spiel und meine Mama ist die beste Spielerin im Zoo. Der Ball selber ist aus hartem Plastik, ist innen hohl und hat oben ein Loch. Die Kinder schneiden saftiges Futter in kleine Stückchen und füllen damit den Ball. Dann kommen noch Pellets oder anderes Futter hinzu und alles wird kräftig durchgemischt. Der gefüllte Ball kommt dann zu uns in die Anlage und schon geht’s los: Man muss den Ball mit der Nase anstupsen, bis er umfällt. Wenn man Glück hat, fällt ein wenig von Futter heraus. Hat man kein Glück, schaut das Loch im Ball Richtung Himmel und man muss nochmals probieren. Mama „Jutta“ rollt den Ball mit großer Geschwindigkeit durch die ganze Anlage und hat ihn im nu leer gespielt. Ich versuche noch oft, den Ball mit den Zähnen auf zu bekommen weil ich die Spielregeln vergesse, aber meine Mama zeigt mir dann, wie es geht!

 Leider kann ich nicht für immer im Linzer Zoo bleiben. Wenn ich groß genug bin, dann bekomme ich einen tollen Platz bei einer netten Familie. Sie kommen mich schon jetzt regelmäßig besuchen und schauen, wie es mir geht. Ich bin schon gespannt, welche Abenteuer mich in meinem neuen Zuhause erwarten!

Mag. Sabina Hildebrand, www.zoo-linz.at

PAP 2/2014

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