„Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“ – ist eine deutsche Redensart, die so viel bedeutet wie „ziemlich weit abgelegen sein“. Aus ökologischer Sicht betrachtet, wirft diese Redensart allerdings so einige Fragen auf: Inwieweit treffen Fuchs und Hase eigentlich wirklich aufeinander? Und ist das wirklich so abgelegen, wie diese Redensart impliziert, oder viel näher dran, als wir denken?
Beide Tierarten, der Feldhase (Lepus europaeus) und der Rotfuchs (Vulpes vulpes), sind weit verbreitete Generalisten und profitieren vor allem von Mosaik-reicher, von Menschen geschaffener Landschaft. Doch während die Fuchspopulation stetig zunimmt und sich sogar in städtischen Gebieten ausbreitet, wurden bei der Feldhasenpopulation in den letzten Jahrzehnten starke Verluste verzeichnet. Die Zunahme an intensiver Agrikultur, gepaart mit Verstädterung und Industrialisierung an der einen Seite und das Verlassen der ländlichen Gebiete an der anderen Seite, haben im Laufe des letzten Jahrhunderts dafür gesorgt, dass die heterogene Europäische Landschaft stets homogener geworden ist. Der Verlust an Heterogenität ist verursacht durch unter anderem immer größer werdende Landschaftsflächen und das Entfernen von nicht-kultivierbaren, natürlichen Flächen. Heterogenität allerdings ist der Schlüssel für das Überleben vieler Arten, wie zum Beispiel des Feldhasen. Während Feldhasen offene Gebiete bevorzugen für die Nahrungssuche, wie zum Beispiel Weideflächen mit viel frischer und krautreicher Vegetation, brauchen sie höhere und dichtere Vegetation als Ruhe- und Versteckplätze und vor allem zum Schutz vor Wind und Wetter. Des Weiteren wachsen an zum Beispiel Waldrändern auch bevorzugte Kräuter. Vor allem aber, wenn die offenen Futterplätze oft gestört werden durch Vieh oder landwirtschaftliche Aktivitäten, sind solche Versteckplätze unabdingbar. Hier allerdings kommt dann der Fuchs ins Spiel. Obwohl der Feldhase nur einen kleinen Teil seines Beutespektrums ausmacht, ist der Fuchs das Raubtier, was die Hasen-population jährlich am meisten dezimiert. Aber auch die pure Anwesenheit des Räubers kann enormen Einfluss auf seine Beute haben, da das permanente Risiko chronischen Stress verursacht und die Beutetiere oft sogar dazu treibt, ihr Verhalten bezüglich der Wahl von Aufenthaltsorten oder Futter-suche zu ändern. Die Strategie des Fuchses ist der Angriff aus dem Hinterhalt. Selten gelingt eine Beutejagd im offenen Feld, vor allem da Hase und Fuchs gleich schnell sind. Dementsprechend ist der Fuchs, wenn aktiv, überwiegend am Rand von höheren und dichteren Vegetationsstrukturen zu finden, wo er seine Beute sehen und selbst versteckt bleiben kann. Hier Treffen Räuber und Beute unweigerlich aufeinander. Des Weiteren sind beide Arten nachtaktiv. Das bedeutet, nach der längeren Ruheperiode über den Tag, machen sich beide Arten gleichzeitig auf den Weg zur Futtersuche. Das Entfernen von höherer und heterogener Vegetation und von Randstrukturen, reduziert also die Auswahl von Schutzzonen für den Feldhasen und treibt ihn dem Fuchs direkt auf den Servierteller. Dem Hasen bleiben nur zwei Möglichkeiten: sich dem permanenten Risiko aus-zusetzen, gefressen zu werden, oder sich zurückzuziehen in Gebiete, wo es Nahrung von schlechterer Qualität gibt und/oder er Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert ist. In beiden Situationen ist der Hase der Verlierer.
Um dies zu verhindern und die Feldhasen zu unterstützen, ist demnach der Erhalt oder die Widerherstellung von Landschaftsheterogenität unabdingbar.
Sophie Ewert
VHL University of Applied Sciences
www.vhluniversity.de
PAP: Ausgabe 15