Die Arbeit als Haustierverhaltensberater

Die Rolle unserer Haustiere, Hund und Katze, hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark gewandelt. Hatte der Hund früher die Aufgabe Haus und Hof zu bewachen, den Menschen zu beschützen, als Jagdgefährte oder auch als Schlittenhund, war die Hauskatze hauptsächlich dazu da, Mäuse und Ratten zu dezimieren und damit die Lebensmittelvorräte des Menschen zu schützen, was oft eine Frage des Überlebens darstellte.

Einige dieser Aufgaben sind auch heute in manchen Bereichen relevant, oder es sind neue dazu gekommen, zum Beispiel als Blindenhund oder Drogenspürhund. In vielen Teilen unserer Gesellschaft sind unseren Haustieren diese Aufgaben jedoch abhanden gekommen und sind ersetzt worden durch die Rolle eines Familienmitglieds und Lebenspartners des Menschen.

 

Unbestritten ist die medizinische Tatsache, dass das Streicheln eines Haustieres stressmindernd und daher gesundheitsfördernd ist, da es vielen Zivilisationskrankheiten vorbeugt wie z.B. Bluthochdruck und somit auch dem Risiko eines Herzinfarktes. Die Anwesenheit eines Tieres wirkt also psychisch und physisch auf den Menschen, was gerade in unserer hektischen Zeit sehr wichtig und wohltuend für uns sein kann.

Also haben Hund und Katze vielfach die Funktion eines Ersatzpartners oder vollwertigen Teils der Familie eingenommen, teilen Haus und Wohnung mit Ihren Menschen, haben  jedoch von den Eigenschaften derer Sie Jahrhunderte lang gezüchtet wurden, in den meisten Fällen nichts eingebüßt.

So wurde aus der Katze als einem hoch spezialisiertem Mäuse und Rattenjäger, der Kuschelpartner des Menschen, welcher meist entsetzt reagiert, wenn seine Katze ihm eine tote Maus auf die Türschwelle legt.

Nun kann man einem Hund oder einer Katze den Jagdtrieb, die natürliche Aggressivität, das Revierverhalten nicht einfach abgewöhnen oder gar unterdrücken. Schließlich waren diese Eigenschaften Jahrhunderte lang sehr wertvoll und wichtig für den Menschen und sind von ihm gefördert worden. Mit einem Mal sind es aber genau diese Eigenschaften, die oft Probleme erzeugen, wenn sie in einem unerwünschtem Zusammenhang gezeigt werden.

Und das ist genau der Punkt, wo wir Haustierverhaltensberater auf den Plan treten. Wir versuchen auf der einen Seite Verständnis zu schaffen für die Verhaltensweisen unserer Haustiere, auf der anderen Seite ist es aber  unsere Aufgabe Lösungen zu finden, um ein stressfreies Zusammenleben zwischen Mensch und Tier zu gewährleisten.

Für unsere Arbeit, ist es unumgänglich die Körpersprache von Hund und Katze lesen und interpretieren zu können, bzw. die Ursache und die Hintergründe des jeweiligen Verhaltens zu erkennen, um mögliche Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
Genauso wie es notwendig ist, etwaiges Fehlverhalten seitens des Tierhalters zu erkennen, in angemessener Form ansprechen zu können und gemeinsam Verhaltenskorrekturen zu erarbeiten.

Der Wolf als Uhrahn des Hundes hat als Rudeltier eine komplexe, vielfältige Kommunikation  entwickelt, die lebenswichtig für das Überleben des Rudels ist, weil sie unter anderem dazu dient, Konflikte und damit Verletzungen einzelner Rudelmitglieder vorzubeugen.

Der Hund, der bekannterweise vom Wolf abstammt, hat diese komplexe Körpersprache übernommen, wenn auch in leicht abgeschwächter d.h. vereinfachter Form. Unsere Aufgabe ist es, die Signale und deren Bedeutung zu kennen und richtig zu deuten.

Als Beispiel möchte ich dass Schwanzwedeln des Hundes nennen, der allgemeinen Meinung nach ein Ausdruck der Freude und der Begeisterung. In Wirklichkeit liegt dem Schwanzwedeln des Hundes, aber auch dem der Katze, ein emotionaler Konflikt zugrunde, der in der Tierwelt generell durch ein Hin und Herbewegen angezeigt wird.

Befindet sich ein Tier in einer Konfliktsituation, fühlt es sich hin und hergerissen, was sich in diesem Fall, durch das Schwanzwedeln ausdrückt. Welpen z.B. beginnen ca. ab dem 30 Lebenstag mit dem Schwanzwedeln, ab dem ca. 49.Tag ist diese Fähigkeit voll ausgeprägt.

Normalerweise tritt diese Verhaltensweise das erste Mal im Zusammenhang mit dem Säugen auf. Eines Tages wird der Schwanz heftig in Bewegung gesetzt, sobald sich die Geschwister  in Reih und Glied zum Trinken an den Zitzen zusammengedrängt haben.
Jetzt stellt sich die Frage, warum die Welpen nicht schon eher mit dem Schwanzwedeln beginnen, der Schwanz selber wäre schon viel früher dazu in der Lage.

Die Antwort lautet: Es gab noch keinerlei sozialen Konflikt. Ab der 6. oder 7. Woche haben die Welpen eine Entwicklungsphase erreicht, in der spielerische Rangkämpfe und ein mehr oder weniger rauer Umgang untereinander vorherrschen.

Um zu saugen sind sie gezwungen, sich zusammenzudrängen und engen Körperkontakt mit den Wurfgeschwistern einzugehen, von denen sie sich gerade noch im spielerischen Kampf distanziert haben. Das verursacht wiederum Angstgefühle, die wiederum vom Bedürfnis zu saugen überlagert werden. Dieser emotionale Konflikt führt in diesem Falle zum Schwanzwedeln. Gleiches geschieht, wenn die Jungen bei den Alttieren um Futter betteln.

Erwachsene Tiere begrüßen einander, indem sie das Schwanzwedeln in Zusammenhang mit anderen Ausdrucksformen anwenden, hier entsteht der emotionale Konflikt, weil Freude und Spannung sich überlagern. Das gleiche gilt auch für die Begrüßung zwischen Mensch und Hund.

Für viele ist der Gedanke dass unser Hund nicht nur Freude, sondern auch Spannung empfindet, wenn wir nach Hause kommen, sicher nicht so angenehm, aber unsere Hunde sehen uns ja nicht nur als Lebenspartner, sondern auch als ranghöheres Rudelmitglied.

Dies ist nur eine von vielen Informationen, die wichtig ist, für einen Haustierverhaltensberater, die Hintergründe für tierisches Verhalten zu kennen und die Zusammenhänge richtig zu deuten.

Ein weiteres Beispiel, das ich an dieser Stelle anführen möchte, ist das Köpfchenreiben der Katze. Für uns Menschen ist dieses Verhalten äußerst niedlich und regt uns dazu an, der Katze übers Fell zu fahren und sie zu streicheln. In Wahrheit dient diese Liebesbezeugung seitens des Tieres auch dazu, ihren eigenen Geruch auf uns zu übertragen und andererseits unseren menschlichen Geruch dem Katzenkörper anzuhaften.

Dies ergibt eine Geruchsmixtur, die für uns Menschen nicht wahrnehmbar ist, der Katze aber ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gibt. Das gilt auch für diverse Gegenstände an denen sie sich reibt, z.B. Stuhlbeine, die Kante der Couch, Mauerecken, usw.

Zu diesem Zweck verfügt die Katze über Duftdrüsen in ihrem Gesicht und an der Schwanzwurzel, mit denen sie ihren Duft verteilt und der wie gesagt eine wichtige Komponente darstellt um sich heimisch zu fühlen.

Wie bereits vorher kurz angesprochen ist es auch Teil unserer Aufgabe, Fehler des Tierhalters in angemessener Form anzusprechen und Klarheit darüber zu schaffen, dass diese Fehler das sogenannte Problemverhalten des Tieres möglicherweise verstärkt haben oder das es dadurch vielleicht überhaupt erst entstanden ist.

In den meisten Fällen eines Haustierverhaltensberaters geht es nicht darum, dass die Tiere eine sogenannte Verhaltensstörung aufweisen und diese korrigiert werden muss.
Es geht vielmehr darum, dass die Tiere ihr natürliches Verhalten in einem für den Menschen unpassenden Zusammenhang zeigen.

Sendet dann der Mensch in diesen Situationen das falsche Signal an sein Tier, kann es sein, dass er das Verhalten dadurch unbeabsichtigt bestätigt und es dadurch noch verstärkt. Daher ist es sehr wichtig, gemachte Fehler anzusprechen und zu korrigieren.

Dieser Teil unserer Arbeit hat eine starke humanpsychologische Komponente, denn es geht darum gemachte Fehler aufzuzeigen, aber dies so zu tun, dass eine Bereitschaft zur Veränderung und Mitarbeit bestehen bleibt.

Schließlich hört niemand sehr gern, dass das Problemverhalten seines Tieres, zumindest zum Teil, auf eigenes Fehlverhalten zurückzuführen sein könnte.

Es ist also für das Ergebnis der Verhaltensberatung immens wichtig dies so zu tun, dass sich niemand persönlich angegriffen fühlt und sich dadurch der weiteren Mitarbeit verschließt. Andererseits müssen diese Dinge angesprochen werden, um eine Veränderung herbeiführen zu können.

Durch die intensive Einbindung unserer Haustiere in den Familienverband ist es auch häufig so, dass durch das Problemverhalten des Haustieres, innerhalb der Familie eine bereits sehr angespannte und emotionale Situation anzutreffen ist.

Oft wird der Verhaltensberater erst dann gerufen, wenn viele Dinge schon selbst probiert worden sind und sich die Tierhalter nicht mehr zu helfen wissen und auch schon über die Abgabe des Tieres nachdenken.

In dieser Situation ist es sehr wichtig die Zusammenhänge zu erläutern und die möglichen Ursachen des Problemverhaltens zu erklären, um den Tierhaltern wieder die Hoffnung zu geben, zu einem harmonischem Zusammenleben mit Ihrem Haustier zurückfinden zu können.

Gleichzeitig ist aber wichtig von Anfang an klarzumachen, dass der Verhaltensberater nur derjenige ist, der den Weg vorgibt, beschreiten muss ihn der Tierhalter selber.
Denn nur die Veränderungen im täglichen Umgang mit dem Tier können auch eine Änderung des Verhaltens  herbeiführen und den hat in der Regel nur der Tierhalter.
Und nur eine konsequente Umsetzung der vorgegebenen Aufgaben verspricht auch einen Erfolg der Beratung.

Dies dem Tierhalter klarzumachen ist einer der wesentlichsten Punkte der Beratung. Jede Abweichung von den empfohlenen Maßnahmen kann einen Misserfolg nach sich ziehen. Der Fehler wird dann meist beim Verhaltensberater und seinen Empfehlungen gesucht. Der Haustierverhaltensberater begleitet und unterstützt seine Kunden auf diesem Weg und kann dem Halter so helfen, die Freude am Zusammenleben mit  seinem Tier wiederzugewinnen.

Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihnen eine kurzen Einblick in die Arbeit als Haustierverhaltensberater zu gewähren und ich kann Ihnen allen versichern, dass dies eine Tätigkeit ist, die sehr erfüllend ist und auch  die Möglichkeit bietet, seine Liebe zu Tieren mit einem Beruf zu verbinden, der in der heutigen Zeit, in der viele Tiere und Menschen auf engem Raum zusammenleben, wichtiger ist als je zuvor.

Autor: Dieter Pouzar

Systemischer Tierkommunikator und Tierpsychologe


www.haustierverhaltensberatung.at

 

PAP 2/2013

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