Inzwischen ist es eine allseits bekannte Tatsache: Bienen sind enorm wichtig für die Biodiversität (biologische Vielfalt), aber auch für unser Essen: Ungefähr 76% von Gewächsen, die unserer Nahrung dienen, sind abhängig von der Bestäubung durch Tiere, hauptsächlich Insekten. In Geld ausgedrückt: Das weltweite „Bestäubungsnetzwerk“ der Bienen ist pro Jahr weltweit ungefähr 265 Milliarden Euro wert.
Leider steht es um unsere Bienen nicht besonders gut; es gibt rund 550 Bienensorten und ungefähr 300 davon sind bedroht. Menschengemachte Veränderungen von natürlichen (Öko-) Systemen haben zu einer besorgniserregenden Abnahme der Artenvielfalt geführt, besonders bei Insekten. Der Verlust von wilden Bienen ist besonders von öffentlichem Interesse, weil Nutzpflanzen und natürliche Pflanzen sehr von diesen fleißigen Helfern abhängen. Die Nahrungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (UN) schätzt, dass von den 100 landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, die immerhin 90% der Nahrungsmittelvorräte von 146 Ländern ausmachen, 71 durch sie bestäubt werden. Die Hauptursache des aktuellen Rückgangs der Bestäuber ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Diese Landnutzung sorgt für eine Zerteilung einzelner Lebensräume, Monokulturen sorgen für eine Nahrungsknappheit und der Gebrauch von u.a. Pestiziden hat einen nachgewiesen negativen Effekt auf Bienenpopulationen.
In den Niederlanden wurde und wird darum eine Initiative zum Schutz von wilden Bienen und zur Erweiterung, bzw. Verknüpfung einzelner Habitate dieser kleinen, aber so enorm wichtigen Helfern ergriffen: Der „Honey-Highway“. Dieses Projekt zielt darauf ab, einheimische Bienenarten und die niederländische Honigbiene zu erhalten und zu diesem Zwecke Randstreifen von Landstraßen, Schnellstraßen, Autobahnen und Wasserwegen wieder neu zu begrünen. Dafür wird eine Saatmischung von bestimmten Pflanzen ausgesät, die einen natürlichen Lebensraum für verschiedenste Bienensorten darstellt. Diese Idee ist mittlerweile entlang vieler verschiedener Straßen in den Niederlanden in die Tat umgesetzt worden, z.B. an der A4 in Richtung Rotterdam. Für das Jahr 2018 sind weitere Projekte dieser Art geplant. Der „Honey-Highway“ N32 in Friesland ermöglicht es den Bienen zukünftig, eine Strecke von 10 km entlang von Wegen rund um die Stadt Leeuwarden zu nutzen.
Studenten des Studiengangs Tiermanagement in Leeuwarden haben die Aufgabe bekommen, die für einen „Honey-Highway“ benutzten Samen auf ihre Eignung auf verschiedensten Böden zu testen. Ziel des Forschungsprojekts war es, ein Saatgemisch zu entwickeln, das den Anforderungen der Böden des „Honey-Highways“ N32 Friesland und der Bienen voll und ganz entsprechen würde. Es wurde ein Protokoll entwickelt, mit dessen Hilfe nun für jeden Bodentyp eine spezielle Saatmischung, die das bestmögliche Resultat für die Bienen liefert, zusammengestellt werden kann.
Ein Student berichtet: „Bevor wir allerdings mit der Zusammenstellung von Bienen-anziehendem Saatgut beginnen konnten, mussten wir uns im wahrsten Sinne auf den Boden der Tatsachen begeben. Mit dem Boden anzufangen erschien uns logisch, da nicht jede Pflanze auf jedem Boden mit dem gleichen Ergebnis blüht. Wir lernten, dass jeder Boden andere Umwelteigenschaften hat, die genau wie bei uns Menschen auf die Pflanzen wirken: Der eine wohnt gerne in einer großen und vielbelebten Stadt und der andere lieber abgeschieden auf dem Land.“
Beim Einlesen konzentrierten sich die Studenten auf die Arten, die auf der roten Liste stehen und darum besonders geschützt werden. Für jede Art wurden wichtige Informationen, wie Vorlieben für Lebensräume, Nestverhalten, Flugperioden und Lieblingspflanzen herausgesucht und übersichtlich zusammengefasst. Gerade die „Lieblingspflanzen“ dieser Bienen standen im Vordergrund, da dies den Grundstein für eine geeignete Saatmischung darstellen.
„Während dieses Projekts ist uns klargeworden, wie wichtig Bienen für uns alle sind. Das Erschaffen von Randstreifen mit Blumen und anderen wichtigen Pflanzen ist ein Muss. Mit diesem Projekt hoffen wir, dass wir neben der optimalen Zusammenstellung von Saatgut auch eine gute Basis für weitere Untersuchungen geschaffen haben, mit dem schönen (Neben-) Effekt, dass wir unsere Umgebung zum Erblühen bringen und den Bienen erheblich weiterhelfen können.“
PAP: Ausgabe 20
Studenten Wildlifemanagement
VHL University of Applied Sciences
www.vhluniversity.de
Das weltweite Bienensterben hat spätestens im vergangenen Jahr durch den mehrfach ausgezeichneten Film „More than Honey“ des Schweizer Regisseurs M. Imhoof für Schlagzeilen gesorgt. Dieser Film dürfte auch dem letzten Zuschauer deutlich gemacht haben, dass eine Zukunft ohne Biene Maja für den Menschen recht düster aussehen dürfte. Tatsächlich würden mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel ohne die Bestäubung durch Bienen nicht mehr gedeihen.
Dass diese Entwicklung kein überzogenes Szenario von Umweltschützer ist, zeigt die Situation in verschiedenen Landstrichen von China: Da die Tiere hier bereits fast ausgerottet sind, müssen nunmehr Arbeiter in mühevoller Kleinarbeit das Bestäuben der Blüten übernehmen, um keine Ernteausfälle zu riskieren. Unnötig zu erwähnen, dass der Mensch diese ökologische Nische nur unzureichend ausfüllen kann.
Den wenigsten dürfte bis dato deutlich bewusst gewesen sein wie eng diese Insekten mit der Stabilität unserer (menschlichen) Nahrungs-mittelkette zusammenhängen.
Nachdem uns die UN-Welternährungsorganisation bereits seit längerem prophezeit, dass die zukünftige Versorgung der Welt-bevölkerung mit Nahrung bereits qua Produktionsmöglichkeit kaum zu bewältigen sein wird, verschärft sich die Lage nun noch weiterhin durch das globale Bienensterben.
Doch warum sterben die Bienen eigentlich überhaupt?
Ein Grund ist der Einsatz von Pestiziden, die die Bienenvölker schwächen. Weiterhin wird der zunehmende Ausbau von landwirt-schaftlichen Flächen zu Monokulturen für die Tiere zum Problem. Nach einem Übermaß an Nahrung in der Blütezeit der Monokultur hungern die Bienen nach dieser. Doch daneben ist auch die industrielle Bienenhaltung problematisch. Der Begriff Massentierhaltung, der wohl bei den Wenigstens sofort die Assoziation an Honigbienen wecken dürfte, trifft deren Haltungsbedingungen jedoch tatsächlich recht gut. Wie in der populären Massentierhaltung ist der erhöhte Einsatz von Antibiotika zur Kontrolle von durch Intensivhaltung ausgelösten Epidemien hier Gang und Gebe. Alle diese Faktoren zusammen bewirken das globale Bienensterben. Die Problematik offenbart deutlich wie sehr unser Leben vom Überleben der Bienen abhängig ist.
Um die Öffentlichkeit weiter zu informieren und zu sensibilisieren, haben sich Studenten des Wildlifemanagement diese Thematik als Forschungsthema für Ihre Bachelorarbeit ausgewählt. Ihr Einsatzgebiet wird die Stadt Leeuwarden im schönen Friesland (Niederlande)sein. In den kommenden 6-7 Monaten werden die Studenten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde inventarisieren, wie viele Bienen welcher Art in der Stadt vorkommen. Weiterhin werden sie untersuchen, wie geeignet das städtische Habitat der Gemeinde für diese Tiere überhaupt ist. Natürlich lassen die Studenten auch den bildungspolitischen Aspekt der Thematik nicht außer Acht: Im Anschluss an die Inventarisierung der Position der Anwohner zu verschiedenen „bienenrelevanten“ Themen, werden von den Absolventen Konzepte für eine bessere Information und Beteiligung der Bürger entwickelt.
Autor: Natascha Dupre (animal management student)
VHL University of Applied Sciences
Agora 1, P.O. Box 1528, 8901 BV Leeuwarden
The Netherlands
PAP 3/2013