Schaben

Dieser Artikel soll neben einem kleinen Einblick in die Welt der Schaben, auch eine Hilfestellung zur Haltung und Zucht dieser interessanten Lebewesen liefern, und Interessierten den Einstieg erleichtern, darum habe ich mich bemüht den Artikel ´´leicht´´ verständlich zu schreiben und soweit möglich auf Fachausdrücke zu verzichten.

Schaben allgemein

Die Schaben (Blattodea) sind eine Ordnung der Insekten (Insecta). Es sind rund 4.500 meist nachtaktive  Arten bekannt, von denen die meisten in den Tropen vorkommen. Obwohl von den über 4.500 Arten nur etwa 50 als Schädling in Häusern auftreten, werden Schaben fast immer als die ``klassischen`` plündernden Kakerlaken angesehen die vor keinem Haus und keiner Wohnung halt machen.

Auch in der Terraristik fristeten die Schaben ein langes Schattendasein als nicht gerade beliebtes Futtertier. Viele Zoohändler raten noch heute dazu Schaben nur mit abgetrenntem Kopf oder überbrüht zu verfüttern, da Sie sich sonst wieder nach draußen fressen können. Schaben sind auch in der Lage, mehrere Wochen ohne Kopf zu überleben. Ja  das sind Sie durchaus! Aber ganz sicher nicht, wenn sie dabei in Magensäure schwimmen.

Mittlerweile haben sich jedoch diverse Schabenarten als Futtertier etabliert und werden in dementsprechend großen Mengen gezüchtet. Die häufigsten sind die argentinische Waldschabe (Baptica dubia), die Totenkopfschabe (Blaberus cranifer) und die Schokoschabe (Shelfordella lateralis, vormals S. tartara)                                                     

Sogar als Haustiere werden Sie, wie auch viele andere Wirbellose im Moment  immer beliebter.

Das generelle Erscheinungsbild ist durch die Spezialisierungen auf verschiedene Lebensräume recht variabel. Schaben besiedeln die Laubschicht, Bäume, Höhlen, Totholz, das Erdreich ja sogar Ameisen und Termitenbauten. Dementsprechend haben die jeweiligen Arten Ihr Äußeres den gegebenen Bedingungen angepasst.

Im Allgemeinen besitzen Sie 6 Beine die in 3 Beinpaaren angeordnet sind. Schaben haben 2 meist Faden ähnliche, lange Antennen und kräftige Mundwerkzeuge, die nach unten zeigen. Sie sind mit einem muskulösen Kaumagen ausgestattet, an dessen Innenseite sich Zähne befinden.

Die kleinsten Arten werden gerade um die 5 mm groß, während die wahren Riesen unter Ihnen eine Länge von 10 cm (Miroblatta baai) und ca. 35 Gramm Körpergewicht (Macropanesthia rhinoceros) erreichen.

Schaben sind schnelle Läufer, wobei sich einige Arten selbst an glatten Flächen wie Glas fortbewegen können. Außerdem besitzen viele  Arten Flügel welche in Ruhestellung unter den Deckflügeln geschützt werden.

Zur Fortpflanzung lockt das Weibchen das Männchen mit einem freigesetzten Pheromon an. Eine Paarung reicht dem Weibchen um mehrere Eipakete, sogenannte Otheken zu befruchten. Die schlüpfenden Nymphen benötigen je nach Art bis zu 13 Stadien um zur adulten Schabe heran zu wachsen. Dies kann bei großen Arten wie Blaberus colosseus bis zu einem Jahr dauern. 

Die meisten Schaben sind Allesfresser, in Gefangenschaft wird meist Gemüse und Obst gefüttert, wobei von Zeit zu Zeit ein gewisser Anteil Proteine (z.B. Hunde & Katzentrockenfutter) gereicht werden sollte. Bei mir hat sich Gammarus (getrocknete Bachflohkrebse) als Proteinfutter bewährt.

Neben einer ausgewogenen Ernährung gilt es den richtigen Lebensraum und die optimalen Temperaturverhältnisse zu schaffen, dann steht einer erfolgreichen Zucht nichts mehr im Wege.

Als Unterbringung kann ein kleines (je nach Art) Terrarium oder Aquarium verwendet werden, welches unbedingt ausbruchssicher sein muss. Ich verwende Plastikboxen in unterschiedlichen Größen, in die ich je nach Art entweder Luftlöcher bohre oder feine Metallgaze einschweiße. Diese Methode ist zwar optisch nicht so ansprechend wie ein Terrarium, aber ich hatte noch nie Problem mit Ausbrechern.

Über den richtigen Bodengrund scheiden sich wie so oft die Geister. Viele schwören auf Zeitungspapier, andere auf Kokoshumus. Es funktioniert auf jeden Fall beides, allerdings muss das Zeitungspapier sehr häufig gewechselt werden. Von der Optik gar nicht zu reden. Kokoshumus ist da schon wesentlich ansehnlicher, und ermöglicht eine naturnahe Gestaltung der Zuchtbox. Für mich ist Laubhumus das non-plus Ultra, es hat alle Vorteile des Kokoshumus und dient dabei noch als ``Langzeitfutterquelle``. Gewechselt wird das Substrat sobald sich keine Pflanzenteile mehr darin befinden.

Als Einrichtung dienen Äste und Rindenstücke die den Tieren ausreichend Versteckmöglichkeiten bieten.

Laut vieler Haltungsbeschreibungen kann auf eine Wasserschüssel, bei ausreichender Versorgung mit Frischfutter, verzichtet werden. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Tiere besser züchten und auch mehr Nymphen die ersten Wochen überstehen wenn eine Tränke vorhanden ist. Um ein ertrinken der Nymphen zu vermeiden verwende ich eine Vogeltränke in die ich Küchenrolle stopfe.  

Die optimale Zuchttemperatur beträgt um die 30 C°.

Der ``Zuchtansatz`` sollte meiner Meinung nach mindestens aus 10 Tieren bestehen (besser 25), da Schaben Gruppentiere sind. Auch die Zucht gelingt viel besser wenn die Tiere in größeren Gruppen gehalten werden.

Artenteil

Archimandrita tesselata – Die Pfefferschabe

Herkunft: Costa Rica, Guatemala, Kolumbien & Panama

Größe: bis zu 70 mm

 Archimandrita tesselata ist für mich eine der interessantesten Arten die ich aktuell züchte. Sie beeindruckt nicht nur durch Ihre Größe, sondern besonders durch Ihr auffälliges Balzverhalten, bei dem die Männchen die Flügel senkrecht vom Körper abspreizen und dann quasi hin & her tanzen. Dieses Verhalten zeigen zwar viele Schaben, aber A. tesselata balzt sehr ausdauernd und lässt sich dabei auch kaum stören.  

Die Haltung dieser imposanten Art ist nicht besonders schwer, allerdings sind die meist genannten Haltungsempfehlungen meiner Ansicht nach schlicht weg falsch. Viele sind der Meinung dass A. tesselatat komplett trocken gehalten werden kann, ich habe aber die Erfahrung gemacht dass es die Tiere sehr wohl feucht brauchen. Eigentlich müsste das schon anhand des Verbreitungsgebiets klar sein.

Am besten funktioniert die Zucht bei mir mit einer 10 - 15 cm Laubhumusschicht als Bodengrund die ich ca. zur Hälfte immer mäßig feucht halte. Mit dieser Methode hatte ich noch nie Problem mit Tieren die die Häutung nicht schaffen oder danach Deformationen zeigen.

Einer der Vorzüge von  A. tesselata ist, dass Sie keine Scheibenläufer sind.

 

Elliptorhina javanica – Die Halloween Fauchschabe

Herkunft: Madagaskar

Größe: 40 - 50 mm

Elliptorhina javanica gehört zu den Madagaskar Fauchschaben. Die Bezeichnung Fauchschabe kommt von den zischenden lauten die die Tiere von sich geben wenn sie sich bedroht fühlen. Ihre auffällig Gelb – schwarze Färbung macht Sie für mich zu einer der ansehnlichsten Fauchschaben-Arten.

Typisch für die Madagaskar-Fauchschaben sind die beiden Erhebungen an der Vorderseite, die aussehen als würden die Augen der Tiere über der Kopfplatte sitzen.

Von der Haltung her stellt E. javanica keine besonderen Ansprüche.

Was vor der Anschaffung jedenfalls zu bedenken ist, ist das die Tiere (Adulte & Nymphen) Scheibenläufer sind. Da die Nymphen anfangs recht klein sind sollten nur gut schließende Behälter zur Zucht verwendet werden, wobei allerdings auf ausreichend Belüftung zu achten ist 

Lucihormetica verrucosa – Die Leuchtschabe

Herkunft: Kolumbien & Venezuela

Größe: bis zu 40 mm

Die deutsche Bezeichnung Leuchtschabe kommt nicht von irgendwo, in freier Natur leuchten die adulten Tiere dieser Art wirklich. Das liegt an einem Pilz den die Tiere als Nahrung zu sich nehmen. Diese Eigenschaft verlieren sie entweder in 2. Generation wenn man Importtiere bekommen hat, oder Sie leuchten von Anfang an nicht da es sich um Nachzuchten handelt. Denn leider wird der Pilz der das Leuchten verursacht sehr selten mit den Tieren mit importiert. Aber auch ohne zu leuchten sieht L. verrucosa sehr ansprechend aus.

Die Haltung ist bei L. verrucosa sogar in Faunaboxen möglich da nur adulte Schaben dieser Art Scheibenläufer sind und diese nicht durch den Deckel der Faunabox passen. Zu beachten ist aber, dass es L. verrucosa feuchter als die meisten Arten braucht und die Faunabox öfter besprüht werden muss, da viel Feuchtigkeit nach oben verdunsten kann.

Princisia vanwaerebecki – Die Riesenfauchschabe

Herkunft: Madagaskar

Größe: bis zu 80 mm

Der Name Riesenfauchschabe passt zu P. vanwaerenbecki wie die Faust aufs Auge denn sie wird nicht nur bis zu 80 mm groß, sondern auch ziemlich massig. Diese Kombination lässt sie optisch noch Größer wirken als sie in Wirklichkeit ist. Nicht nur Ihr Aussehen, sondern auch das charakteristische Fauchen ist bei P. vanwaerenbecki beeindruckend. Durch Ihre Masse ist das fauchen relativ laut im Verhältnis zur Körpergröße, wodurch es sich zum Schluss anhört als würde sprichwörtlich die Luft raus sein. P. vanwaerenbecki gehört zu den Arten bei denen die Entwicklung der Nymphen bis zu einem Jahr dauert. Dafür können die adulten Tiere ein Alter von bis zu 3 Jahren erreichen.

Von P. vanwaerenbecki sind mir, außer der Nominatform folgende Varianten bekannt:

Black & White, Tricolor, Big

Ob es sich dabei um Stämme aus Selektionszucht, geographische Vorkommen oder sogar eigenständige Arten handelt kann ich leider nicht sagen.

Die Haltung von P. vanwaerenbecki stellt keine großen Probleme dar, einzige zu bedenkende Schwierigkeit ist dass alle Stadien Scheibenläufer sind. Insgesamt sollten Sie trockener gehalten werden als die meisten Arten, ich besprühe nur ca. ¼ der Zuchtbox und erziele damit gute Erfolge.

Autor: Martin ``Wutzi´´ Emich

PAP 4/2012

A. tesselata Adulti

B. cranifer spec. Black wing

B. dubia - Adultes Weibchen & Nymphe

Byrsotria spec. darkly

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