In meiner mehrjährigen Praxis als hauptberuflicher Haustierverhaltensberater bin ich immer wieder zu Fällen gerufen worden, bei denen ich feststellen musste, dass über die grundlegenden Bedürfnisse einer Wohnungskatze nur unzureichende Kenntnisse vorhanden waren und dies oft die Ursache für vorhandene Verhaltensprobleme war. Darum möchte ich die Gelegenheit nutzen, um die wichtigsten Bedürfnisse anzusprechen, die unsere Stubentiger haben, was ihren Lebensraum und die diesbezüglichen Haltungs- bedingungen betrifft.
Katzen leben in der Dreidimensionalität, d.h. sie lieben es, sich auf erhöhten Flächen und Ebenen zu bewegen, sich dort zurückziehen zu können, um zu ruhen und die Umgebung zu beobachten. Die Wohnung sollte daher nach Möglichkeit so gestaltet sein dass sie erhöhte Aussichtspunkte, Höhlen, Schlafplätze und Wege beinhaltet, auf die sich die Katze zurückziehen, bzw. einer zweiten anwesenden Katze ev. aus dem Weg gehen kann.
Dazu kann es auch oft schon helfen dem Tier die Möglichkeit zu geben auf Kästen und Kommoden zu kommen, um sich dort aufzuhalten,
indem man diese abräumt und nicht verstellt.
Oft zeigt die Katze von selbst, welchen Platz sie sich als Ruheplatz ausgewählt hat und wo sie sich wohlfühlt.
Des weiteren sollte unbedingt ein Kratzbaum vorhanden sein, den die Katze zum Krallenschärfen benötigt, andernfalls wird sie sich andere geeignete Objekte suchen, wobei sie sich dann, in den meisten
Fällen, die schönsten Möbel aussucht und diese dann katzengerecht umgestaltet. Dieser Kratzbaum muss aber nicht unbedingt ein Standardprodukt aus dem Zoofachgeschäft sein, ich habe schon Wohnungen
gesehen, wo ein echter Baumstamm so umgestaltet wurde, dass er als Kratzbaum ideale Dienste geleistet hat(mit eingebauten Liegeflächen) und zusätzlich eine äußerst dekorative Bereicherung des
Mobiliars darstellte. Idealerweise reicht dieser vom Boden bis zur Decke.
Der nächste Punkt ist die Fütterung der Katze. Ich empfehle eine Fütterung zweimal täglich, soweit möglich immer zur gleichen Zeit.
Es sollte davon abgeraten werden, der Katze unbegrenzt Futter zur freien Entnahme hinzustellen, noch dazu wenn es Trockenfutter ist. Fressen kann zur Gewohnheit werden, vor allem bei einem Tier das
sich langweilt. Übergewicht ist da in vielen Fällen vorprogrammiert. Außerdem stellen diese beide Fütterungen eine
willkommene Abwechslung und einen emotionalen Höhepunkt im täglichen, eher reizarmen Alltag dar, auf die sich die Katze freut und die sie auch einfordern kann, sollte ihr Mensch einmal die
Fütterungszeit übersehen.
Nahrung, die den ganzen Tag zur freien Verfügung steht, wird eher emotionslos gegessen und hat damit keine besondere Bedeutung für das Tier.
Trockenfutter als Hauptnahrung, ist meines Erachtens, für die Katze ungeeignet da es aus produktionstechnischen Gründen mit sehr viel
Getreide hergestellt wird und für den Fleischfresser Katze daher, aus meiner Sicht, nicht sehr geeignet ist da der Fleischanteil viel zu gering ist. Außerdem ist es relativ schwierig das
Trockenfutter zu dosieren, auf den Verpackungen stehen meist Dosierungen die zu hohe Mengen empfehlen und das kann bei dem hochkonzentrierten Futter leicht zu Übergewicht führen. Des weiteren müsste
die Katze sehr viel Wasser zum Ausgleich zu sich nehmen, was sie aber meistens nicht tut und dann Probleme mit den Harnwegen bekommen kann.
Wichtig hingegen bei der Hauskatze, die keine Gelegenheit hat Mäuse und Insekten zu fangen und zu fressen, ist die regelmäßige
Zufütterung von rohem Fleisch (Achtung: auf keinen Fall rohes Schweinefleisch), da dieses wertvolle und wichtige Enzyme enthält, die bei der Erhitzung (Haltbarmachung) des Dosenfutters zerstört
werden.
Ansonsten empfiehlt es sich für die Hauptfütterung ein hochwertiges Dosenfutter zu verwenden (Fleischanteil über 60%) ohne chemische
Zusätze wie Aroma-, Konservierungs-, Farbstoffe, ohne Geschmacksverstärker (Hefeextrakt), ohne Zucker und ohne diverse Tiermehle, die den Hauptbestandteil von Billigfutter bilden. Diese hochwertigen
Futtersorten sind zwar etwas teurer, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass es die Tiere gesünder hält und man sich auf lange Sicht Tierarztkosten erspart. Wichtig ist auch dass der Wohnungskatze
Katzengras angeboten wird.
Der nächste Punkt den ich ansprechen möchte ist die Katzentoilette, generell sollte für jedes Tier mindestens eine zur Verfügung
stehen, besser wäre es sogar nach der Regel: Anzahl der Tiere plus ein Klo zusätzlich. Das Katzenklo sollte an einem ruhigen, eher abgelegenen Ort stehen, nicht in der Nähe des Fressplatzes liegen
und natürlich regelmäßig gereinigt werden. Auch die Katze mag eher für sich sein, wenn sie die Toilette besucht. In der Regel gut geeignet sind Bad oder Klo, wenns geht halt nicht in der Nähe der
laufenden Waschmaschine oder der Dusche, aus der es herausspritzen kann.
Die Katze ist ein hochspezialisierter Jäger mit einem ausgeprägtem Jagd- und Spieltrieb. Nun ist es aber so dass eine reine
Wohnungskatze, in der Regel in einem eher reizarmen Umfeld lebt und diese starken Antriebe nicht in angemessen Umfang ausleben kann. Umso wichtiger ist es für den verantwortungsvollen Katzenhalter
für genügend Abwechslung zu sorgen. Zum einen ist es immens wichtig mit einer Wohnungskatze täglich zu spielen, um ihr damit die Gelegenheit zu geben diese angestauten Energien abzuarbeiten. Zum
anderen kann man sehr gut für Ablenkung sorgen wenn man z.B. hin und wieder einen leeren Karton vom Supermarkt mitbringt. Katzen lieben es, sich in einen noch so engen Karton zu quetschen und darin
ein Nickerchen zu halten. Man kann diesen auch mit Zeitungsknäueln füllen und darin besonders tolle Leckerlies verstecken, die das Tier dann suchen muss. Wird vor allem funktionieren wenn die Katze
hungrig ist. Jeder Katzenhalter ist dazu angehalten sich passende Ablenkungen einfallen zu lassen und sich mit seinem Tier regelmäßig zu beschäftigen. Ansonsten kann es sehr leicht zu
Verhaltensproblemen kommen, da es für die Katze essentiell wichtig ist diese Triebe abzubauen. Wie stark der Jagdtrieb ist kann man sehr gut beobachten wenn sich eine Fliege oder ein anderes
fliegendes Insekt in die Wohnung verirrt. So tief kann die Katze gar nicht schlafen, als dass sie nicht sofort hellwach wäre und beginnt das Insekt zu jagen. Auch der Zugang zu einem Fenster wo das
Tier die Außenwelt beobachten kann, sorgt für Abwechslung.
Was natürlich auch nicht zu vernachlässigen ist, ist die tägliche Zuwendung und die Streicheleinheiten des Katzenhalters. Wobei die meisten Tiere diese sowieso mehr oder weniger intensiv einfordern,
wie jeder Katzenhalter aus eigener Erfahrung bestätigen wird.
Zum Abschluss noch kurz zusammengefasst das tägliche Programm einer Katze. Eine Katze kann bis zu 16 Stunden täglich schlafen, wobei sich Tiefschlafphasen und leichtes Dösen abwechseln. Viel Zeit
verbringen Katzen auch mit der täglichen Körperpflege, dies hat nicht nur die Funktion das Fell sauber zu halten, sondern dient bei hohen Temperaturen auch dazu, die Katze zu kühlen, indem sie
Speichel auf ihr Fell überträgt, der dann verdunstet und sie kühlt, ähnlich wie das Schwitzen beim Menschen. Den Rest der Zeit verbringt die Katze mit Fressen, Spielen, Interaktion mit anderen Katzen
oder Menschen, Beobachten.
Und jetzt noch ein Tipp in Katzensprache: Bewusstes und langsames Blinzeln ist das Lächeln der Katze. Wenn ihre Katze sie das nächste Mal anblinzelt, lächeln Sie doch zurück.
Autor: Dieter Pouzar
Tierpsychologe und systemischer Tierkommunikator
PAP 1/2013